Rückblick 2021: Weiter geballte Anforderungen an die eigene Agilität
Mit Blick auf das vergangene Jahr, zeigt sich erst in der Rückschau, wie viele Entscheidungen, schnelle Reaktionen und Risikobereitschaft notwendig wurden, um den wechselnden Anforderungen in der Digitalisierung gerecht zu werden.
Hierzu haben wir den Geschäftsführer bei Beckerbillett, Ole James Abel, zuständig für den Software-Bereich des Unternehmens befragt:
Was waren die größten Beeinflussungsfaktoren in 2021?
O.A.: Wie schon im Jahr zuvor, hatte die Pandemie den größten Einfluss auf unser Geschäft, sowohl in der Software-Abteilung als auch im Ticketdruckgeschäft. Ganz Deutschland hat aus unserer Sicht durch die Pandemie einen Digitalisierungsschub erhalten. Vieles von dem, was sich vorher über viele Monate oder sogar Jahre von der Entscheidungsfindung über die Umsetzung bis zur Inbetriebnahme hinzog, musste nun ganz schnell und plötzlich passieren.
Mit welchen systemischen Abhängigkeiten mussten Sie umgehen?
O.A.: Zum einen haben uns die Corona-Auflagen zugespielt, wenn es um das Aufrüsten des kontaktlosen Besuchermanagements ging, das heißt von der digitalen Eintrittskontrolle bis zur Besucherzählung mussten Kunden wiederum ihren Kultur- und Veranstaltungsort nachrüsten. Zum anderen gab es Abhängigkeiten von den doch recht unplanbaren Gesetzmäßigkeiten und Corona-Auflagen je Bundesland. Erst recht, wenn öffentliche Veranstaltungen wieder möglich wurden. Dann haben sich alle Kunden (z.T. nach Bundesland-Verordnung) gleichzeitig gemeldet. Hierdurch waren unsere Kapazitäten, sowohl im Personal als auch technisch häufig an der Belastungsobergrenze.
Welche internen Veränderungen waren vonnöten?
O.A.: Wir mussten unsere interne Organisationsstruktur, so auch unsere Software-Abteilung, deutlich agiler aufstellen. Wir standen vor den Herausforderungen Veränderungen und Features in unserer Software schneller vorzunehmen und umzusetzen. Mit Scrum of Scrums haben wir inzwischen die für uns effektivste Arbeitsweise gefunden und in der Software-Abteilung umgesetzt. Auch unsere interne Kommunikation und Abläufe haben wir auf den Prüfstand gestellt und verbessert, um noch schneller reagieren zu können. Wir haben u.a. die IT- Abteilung noch näher mit der technischen Service-Hotline verknüpft.
Welche Folgen hatte die schnelle Digitalisierung auf das eigene Leistungsangebot?
O.A.: Wir waren zusammen mit unseren Kunden immer für Inhouse-Lösungen und gegen Lösungen in der sog. Cloud. Das hatte sowohl datenschutzrechtliche als auch oftmals praktische Gründe, wie Performance bei hohem Datenaufkommen. Das hat sich maßgeblich geändert, da die Vorteile der Cloud offensichtlich geworden sind und endlich auch deutlich intensiver an der Internetinfrastruktur in Deutschland gearbeitet wurde. Durch die bessere Vernetzung entstanden uns neue Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Errichten einer globalen Schnittstelle von unserer TOP3 Software in „die Cloud“. Damit können sich unsere TOP3-Kunden in Kürze mit Kooperationspartnern von uns verbinden, um weitere Verkaufskanäle zu erschließen.
Welche Umstellungen im Software-Bereich waren wegweisend?
O.A.: Es war von Vorteil, dass wir unsere Server-Umgebung bereits in 2020 auf die Azure-Cloud umgestellt haben. Hiermit rüsten wir uns nachträglich mehr in Richtung Software-Haus, da es viel mehr Möglichkeiten für die Zukunft und modulare Angebote bietet. Aber das System ist noch so neu auf dem Markt, dass wir zwar perfekt und agil hier die richtigen strategischen Schritte unternommen haben, aber im Tagesgeschäft natürlich noch Learnings hatten. Wichtig war uns aber, die Kunden mitzunehmen und regelmäßig zu informieren. Hierzu gehören auch Hilfestellungen und Tipps für eine bessere Laufleistung beispielsweise durch Änderung der Einstellungen in der Software.
Welche Rolle spielen denn individuelle Kundenwünsche?
O.A.: Eine Große. Wenn wir zurückschauen, haben wir immer sehr eng mit unseren Kunden zusammengearbeitet. Unsere Kunden und ihre individuellen Bedürfnisse haben unsere Software maßgeblich in der Entwicklung mitgetragen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Dennoch wollen wir unsere Software-Produkte vermehrt vereinheitlichen. Im Diskurs mit unseren Kunden soll die beste Lösung für viele gefunden werden. Damit wollen wir weiter Standards setzen und mit unseren Kunden wachsen. Gute Impulse kommen direkt aus der Praxis und werden auch vom Vertrieb an die Software-Abteilung herangetragen.
Welche Services wurden verstärkt nachgefragt?
O.A.: Verstärkt angenommen wurde unser Servicevertrag, den wir auch individuell vereinbaren. Der Vorteil: Unsere bundesweit tätigen Servicetechniker sind schnell vor Ort und bieten Ersatzgeräte. Zudem bieten wir eine Hotline für eine schnelle Bearbeitung der Kundenanfragen, telefonisch oder per Video-Konferenz. Wir arbeiten außerdem bereits an dem Ausbau von Lernvideos und der FAQ`s, um Kunden eine zusätzliche, schnelle Unterstützung zu bieten. Immer wichtiger wird auch der Bereich des Consultings.
Warum wird der Consulting-Bereich immer wichtiger?
O.A.: Von unseren Programmen gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen, konfigurierten Systemen. Damit meine ich, dass unsere Programme sehr flexibel sind und es unterschiedliche Wege gibt, ans „Ziel“ zu kommen. Hier helfen unsere Berater unseren Kunden die für sie effizienten Arbeitsabläufe und betriebswirtschaftlich nachhaltigen Lösungen aufzuzeigen. Individuelle Consultings und Mitarbeiterschulungen können von unseren Mitarbeitern auch auf Wunsch online durchgeführt werden.
Welche Ziele verfolgen Sie aktuell und zukünftig?
O.A.: Ein sehr aktuelles Thema für uns ist der Fokus auf eine plattformübergreifende Zusammenarbeit der Systeme. Wir werden zukünftig nicht mehr für jedes Gerät eine eigene Anwendung schreiben, sondern eine Anwendung für viele verschieden Geräte bereitstellen. In der Zukunft werden wir außerdem noch verstärkter auf Webtechnologien setzen, sofern diese sinnvoll sind. Mit unserem neuen Produkt „Global API“ verfolgen wir unter anderem unsere Strategie der Vernetzung unserer Kunden mit unseren Kooperationspartnern.